Einblick UND #11

Grenzenloses Heimatgefühl

Ein Essay von Fabian Sommavilla. Staatsgrenzen, wie wir sie heute verstehen, verteidigen oder verabscheuen, sind recht neue Erfindungen.

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Fabian Sommavilla ist einer der vielen Tiroler in Wien // schreibt für den Standard, am liebsten über Grenzen und deren Überwindung // seine Studien führten ihn von Innsbruck nach Den Haag und London // verbindet Reisen am liebsten mit Besuchen von Fußballstadien // hat heuer sein erstes Buch publiziert: »55 kuriose Grenzen und 5 bescheurte Nachbarn« (KATAPULT-Verlag)

 

Europas nationale Grenzen stammen im Schnitt gerade mal aus dem Jahr 1777. Viele nationale Grenzen sind noch deutlich jünger. Das durchschnittliche Entstehungsjahr des europäischen Exportschlagers »Grenze« liegt auf den anderen Kontinenten zwischen 1861 und 1934. Mehr als die Hälfte aller aktuellen Grenzkilometer entstand gar erst im 20. Jahrhundert.

Das erstaunt vor allem deshalb, weil einem immer wieder einmal jemand aus patriotischen oder nationalistischen Gründen weismachen will, dass eine bestimmte Grenze genau so bleiben und verteidigt werden müsse, weil sie schon immer da gewesen sei. Auch solche, die behaupten, Grenzen hätten Menschen seit jeher entzweit, erzählen – wenn überhaupt – nur die halbe Wahrheit. Grenzen haben sich stets verschoben und gewandelt, sind aufgetaucht und wieder verschwunden. Vor allem aber waren die willkürlich gezogenen Trennlinien auf Karten immer nur vage Momentaufnahmen. Sie waren das, was Herrschende zu einem bestimmten Zeitpunkt zu beherrschen glaubten oder kontrollieren wollten. Zu jeder Karte existierte aber meist eine zweite, die zumindest Teile des Gebiets jemand anderem zuschrieb. Immer wieder wurde getrickst, um den Eigenen (Besitz) größer wirken zu lassen und andere klein zu halten.

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